Innovativ - Praxisnah - Zukunftsorientiert

Das Projekt „NeLe – Neue Lernwelten“ unterstützt die Entwicklung moderner Lernräume an Hochschulen in NRW. Es zeigt, wie zeitgemäße Raumkonzepte den Campus von morgen gestalten.

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Technische Hochschule Köln – Campus Gummersbach

Erfahrungsbericht

Am Campus Gummersbach der THK sind über einen Zeitraum von 8 Jahren mehrere Lehrräume transformiert worden, um problembasiertes und projektorientiertes Lernen zu ermöglichen. Ausgangslage war eine zu geringe Anzahl von Arbeitsplätzen für selbst organisiertes Lernen, während die Curricula der Fakultät dies vorsehen. Beispielhaft sollen ein Kreativraum, die Vernetzung von Räumen, die Ausstattung einer neuen Bibliothek mit zusätzlichen Lernräumen, die Gestaltung einer Lernlandschaft sowie ein Innovation Hub vorgestellt werden. Die Finanzierung erfolgte aus unterschiedlichen Quellen, sowohl aus Hochschulpaktmitteln, Fakultätsmitteln, Drittmitteln öffentlicher Geldgeber und Zuwendungen von Stiftungen.

Die Gestaltung der Räume erfolgte partizipativ in einem iterativen Prozess. Dabei konnten insbesondere Studierende ihre Wünsche in die Raumgestaltung einbringen, z.B. durch Lego-Modelle, Anforderungen oder Skizzen. Die Räume wurden Schritt für Schritt entwickelt und mit Möbeln ausgestattet, um die Wirkungen zu evaluieren. Durch Mockups mit Umzugskisten oder Kartons wurde die Raumwirkung erfasst. In die Planung und Gestaltung sind theoretische Ansätze zu Campusarchitektur und empirische Beobachtungen zur Lernraumgestaltung eingeflossen. Hierzu wurde eine Bildungssafari durchgeführt, bei der Lernräume an anderen Hochschulen besucht und dokumentiert wurden.

Dokumentation des Enstehungsprozesses | © THK

Gestaltung des Kreativraums

Der Kreativraum ist ein 29 Quadratmeter großer Raum, der für kreative, design- und projektorientierte Gruppenarbeit ungestaltet wurde. Zentrale Elemente der Ausstattung sind ein Hochtisch, zwei digitale Whiteboards und ein Materialienschrank. Die Whiteboards sollen digitale Kollaborationsformen und Visualisierungen unterstützen. Um die Nutzungshäufigkeit der Whiteboards zu erhöhen, sollten die Lernteilnehmenden entweder stehen oder auf Hockern sitzen, um sich schnell zu den Whiteboards bewegen zu können.

Der Hochtisch sollte zudem als große Arbeitsfläche dienen und von allen Seiten zugänglich sein. Mit Mockups wurde die optimale Tischgröße ermitteln: zum einen sollten Designmaterialien von allen Seiten leicht greifbar sein – die durchschnittliche Armlänge war also das Maß für die maximale Tischbreite. Zum anderen sollte es möglich sein, um den Tisch herumzulaufen ohne einander zu stören. Die Umfläche des Tisches musste also breit genug für zwei Personen sein.

Um die verschiedenen Designmaterialien bereitzustellen, wurde eine Innovations-Schrankwand aufgebaut. Diese zeichnet sich durch frei zugängliche Fächer, Schubladen und Regale aus. In diesen befinden sich Methodenkoffer, Karten-Sets, Inspirationen, Notizzettel und weitere Schreibmaterialien. Eine große Wanne mit Legosteinen ermöglicht Methoden wie Prototyping oder Lego Serious Play. Begleitend zum Kreativraum wurde ein farbiges Booklet erstellt, das die Raumfunktionen ebenso wie mögliche Designmethoden erklärt.

Innovations-Schrankwand | © THK
Hochtisch für Gruppenarbeiten | © THK
Whiteboards | © THK

Vernetzung mit weiteren Räumen

1. Bibliothek

Die neu gestaltete Bibliothek bietet Einzelarbeitsplätze für Stillarbeit und Recherche sowie Gruppenräume für Projektteams. Durch einen erhöhten Einsatz von E-Medien konnte die Fläche für Bücherregale reduziert werden zugunsten von Lernnischen, Leseplätzen mit Ausblick, einem Workshopraum, drei Projekträumen und zwei Lernboxen für Bachelorarbeiten genutzt werden. Das Lesecafé lädt ein zu Verweilen und zur Begegnung.

Leseplätze | © THK
Lernnischen in der Bibliothek Lesecafé | © THK
Lesecafé | © THK

2. Lernarena

Auf 550 Quadratmetern ist eine Lernarena mit mehreren ineinandergreifenden Flächen entstanden. Die Idee der Lernarena zielt auf die Umsetzung eines interaktiven und interdisziplinären Experimentierraums, der selbstgesteuertes Lernen in Gruppen und ko-kreative Lernprozesse fördert.

Mögliche Raumkonstellationen wurden zunächst experimentell mit alten Tischen und Stühlen aufgebaut und evaluiert. Als erstes Ausstattungselement wurden drei kreisförmige Lernnischen als „Raum-Landmark“ aufgebaut. In einem zweiten Schritt wurden Sitznischen mit bequemen Sofas sowie eine Sofalandschaft eingerichtet, die aufgrund einer hohen Sitzergonomie zum Arbeiten und Lernen geeignet sind. Offene Lerninseln, die auch für Speisen genutzt werden dürfen, geben dem Raum einen informellen und einladenden Charakter.

Mögliche Raumkonstellationen | © THK
Kreisförmige Lernnische | © THK
Finale Lernarena | © THK

3. Innovation-Hub

Der Innovation-Hub ist ein Beispiel für die gemeinsame Nutzung von Räumlichkeiten durch Industrie und Hochschule. In einem von der EU gefördertem Projekt wurden Innovationsräume aufgebaut, in denen gemeinsame Arbeiten wie Hackathons oder transdisziplinäre Projekte durchgeführt werden.

Es wurde zunächst ein umfassendes Raumkonzept erstellt, in dem die Funktionen und Anforderungen beschrieben werden. Ein Work-Café ermöglicht das Arbeiten und Lernen in informeller Atmosphäre und begünstigt zufällige Begegnungen und Vernetzungsmöglichkeiten. Ein Kreativraum und zwei Workshopräume können für Gruppenarbeit genutzt werden.

Aufbau Innovation Hub | © THK

Als thematisch ausgerichtete Räume wurden ein englisches Bibliothekszimmer, ein Leuchtturm-Zimmern und ein Industrie-1.0-Videoraum (tradierte Möbel in Kombination mit moderner Technik) eingerichtet. Die einzelnen Räume unterstützen dabei verschiedene Phasen des Innovationsprozesses: von der Ideenfindung (Kreativraum) über Inspiration (Material und Bücher im Bibliothekszimmer ) und Inkubation (Leuchtturm-Zimmer mit Strandcharakter) hin zur Umsetzung in einen Co-Working-Space, einem Maker-Bereich, einer Modell-Fabrik und Workshopräumen.

Leuchttum-Zimmer | © THK
Bibliotheks-Zimmer | © THK
Kreativraum im Innovatin Hub | © THK

Sollten Sie Fragen zum Projekt haben, können Sie sich gerne an Prof. Dr. Christian Kohls (christian.kohls@th-koeln.de) und an Guido Münster (guido.muenster@th-koeln.de) wenden.