Innovativ - Praxisnah - Zukunftsorientiert

Das Projekt „NeLe – Neue Lernwelten“ unterstützt die Entwicklung moderner Lernräume an Hochschulen in NRW. Es zeigt, wie zeitgemäße Raumkonzepte den Campus von morgen gestalten.

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Menschenzentrierte Maße

Was sind menschenzentrierte Maße?

Bei der Gestaltung moderner Lernräume an Hochschulen stehen menschenzentrierte Maße im Mittelpunkt. Sie beschreiben die räumlichen Anforderungen, die nötig sind, damit Nutzerinnen und Nutzer Möbel und Einrichtungen bequem und sicher verwenden können. Zum Beispiel braucht man ausreichend Platz, um einen Stuhl zurückzuziehen, oder um sich ohne Hindernisse in einem Seminar- oder Klassenraum zu bewegen.

Darüber hinaus sind diese Maße ein entscheidender Faktor für Barrierefreiheit und Inklusion: Sie gewährleisten, dass Lernräume für alle zugänglich sind, einschließlich Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Um Komfort, Sicherheit und Zugänglichkeit in Bildungs- und Arbeitsumgebungen sicherzustellen, orientiert sich die Planung an verschiedenen Normen und Richtlinien, die ergonomische und sicherheitstechnische Aspekte abdecken.

Breite der Bewegungsfläche für nebeneinander angeordnete Arbeitsplätze | ©VBG Hamburg
Mindestbreite der Bewegungsfläche im Sitzen | ©VBG Hamburg
Mindestbreite der Bewegungsfläche im Stehen | ©VBG Hamburg
Mindestmaß der Bewegungsfläche | ©VBG Hamburg

Normen und Richtlinien

Diese Normen spezifizieren die funktionalen, ergonomischen und sicherheitstechnischen Anforderungen an Schulmöbel, insbesondere an Tische und Stühle. Das Ziel ist es, eine korrekte Körperhaltung und Komfort für Schüler jeder Altersgruppe zu gewährleisten. Durch die Einhaltung dieser Normen wird sichergestellt, dass das Mobiliar an die körperlichen Bedürfnisse der Nutzer angepasst ist und somit gesundheitliche Probleme vermieden werden. Die Normwert beziehen sich zwar auf Schülerinnen und Schüler, geben jedoch gute Hinweise zu Abmessungen und Umlaufflächen für Bildungsmöbel.

Die Norm DIN 18040-1 legt fest, wie öffentlich zugängliche Gebäude barrierefrei gestaltet werden können. Sie definiert die erforderlichen Maße für Bewegungsflächen sowie Zugänglichkeiten für Menschen mit Behinderungen. Insbesondere im Bauwesen kann die Verbindlichkeit dieser Normen durch Referenzen in den Bauordnungen der Länder gegeben sein, was ihre Einhaltung zu einer rechtlichen Verpflichtung macht.

Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung Diese Norm behandelt die ergonomische Gestaltung von Arbeitsplätzen und legt Maße für Arbeitsräume fest. Ziel ist es, durch eine komfortable und effiziente Arbeitsumgebung die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmer zu fördern. Auch hier kann die Anwendung durch betriebliche Vereinbarungen oder Sicherheitsvorgaben verpflichtend gemacht werden.

Ergonomie der Mensch-System-Interaktion Die internationale Normenreihe ISO 9241 beschäftigt sich mit der Ergonomie der Mensch-System-Interaktion. Sie umfasst umfassende Richtlinien für die ergonomische Gestaltung und Bewertung von Arbeitsplätzen und Arbeitsmitteln. Diese Normen helfen dabei, Arbeitsumgebungen zu optimieren, um eine benutzerfreundliche Interaktion mit technischen Systemen zu gewährleisten. In vielen internationalen Unternehmen werden ISO-Normen als Maßstab für den Stand der Technik und unternehmensinterne Standards verwendet.

Gestaltung von Arbeitsstätten Die Arbeitsstättenrichtlinien bieten eine umfassende Anleitung zur Gestaltung von Arbeitsstätten. Sie decken Aspekte wie Raumgrößen, Beleuchtung, Belüftung und ergonomische Einrichtung ab. Die ASR sind verbindlich, da sie die Anforderungen der Arbeitsstättenverordnung konkretisieren. Arbeitgeber müssen diese Richtlinien einhalten, um sichere und gesunde Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.

Die Berücksichtigung der oben genannten Normen und Richtlinien ist unerlässlich für die Schaffung von Arbeits- und Lernumgebungen, die sicher, komfortabel und zugänglich sind. Während Normen wie DIN und ISO oft als anerkannte Standards der Technik dienen, sind sie in speziellen Bereichen oder durch rechtliche Verweise verbindlich. Die ASR hingegen sind als gesetzlich umsetzbare Regeln zu verstehen. Insgesamt gewährleisten diese Standards nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Anforderungen, sondern tragen auch maßgeblich zur Förderung von Gesundheit, Inklusion und Effizienz bei.

Historisch gesehen wurden viele ergonomische Standards und Maße an den durchschnittlichen männlichen Körper angepasst und auf diesen abgestimmt. Dies führt dazu, dass Arbeitsplätze und öffentliche Räume häufig so gestaltet sind, dass sie den physischen Anforderungen männlicher Körper entsprechen. Dabei wird oft übersehen, dass Frauen sowie Personen mit anderen Körpermaßen oder -proportionen ebenfalls angemessene Berücksichtigung finden müssen. Ergonomische und gestalterische Ansätze sollten die Vielfalt menschlicher Körperformen und -größen in Betracht ziehen, um Inklusion und Komfort für alle Menschen zu gewährleisten.

Text: Saskia Röttges