Innovativ - Praxisnah - Zukunftsorientiert

Das Projekt „NeLe – Neue Lernwelten“ unterstützt die Entwicklung moderner Lernräume an Hochschulen in NRW. Es zeigt, wie zeitgemäße Raumkonzepte den Campus von morgen gestalten.

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Strom

So trivial es klingt: Ohne gute Stromversorgung wird die schönste Lernumgebung nur geringe Akzeptanz finden. Denn Studierende nutzen heute ihre mobilen Endgeräte – Laptops, Tablets und Smartphones – zum Lernen. Ohne Stromversorgung können sie gar nicht lernen! Für je zwei Arbeitsplätze sollte eine Steckdose vorhanden sein. Besser ist es, wenn pro Arbeitsplatz eine Steckdose verfügbar ist. So wird verhindert, das Studierende selbst Mehrfachsteckdosen mitbringen, die nicht technisch geprüft und ggf. von mangelhafter Qualität sind. Bei der Planung der Stromversorgung sind unbedingt Elektriker mit einzubeziehen. Da viele Studierende gleichzeitig auf Strom angewiesen sind muss eine Lastplanung erfolgen.

Während man einerseits gerne überall Strom haben möchte, ist die Anbindung ans Stromnetz nicht immer ganz so einfach, denn Versorgungskabel sind eine Unfallgefahr und ästhetisch nicht ansprechend. Ein schön gestalteter Lernraum kann schnell durch Kabel unaufgeräumt wirken. Dies wirkt sich dann tatsächlich negativ auf die Lerneffektivität aus. Kabel lenken ab, da sie unbewusst als Stolpergefahr wahrgenommen werden. Ein Kabelwirrwarr kann auch Angst hervorrufen, etwas falsch zu nutzen oder etwas ungewollt kaputt zu machen. Damit steht man bei der Raumplanung vor einem Dilemma: Es soll überall Strom vorhanden sein, aber die Stromzufuhr soll möglichst unsichtbar sein. Hinzu kommen bauliche Einschränkungen, da die Stromzufuhr aus dem Boden, aus der Decke oder aus allen Wandteilen nicht immer gegeben ist. Daher sollen hier einige Wege aufgezeigt werden, wie Lernplätze einem Raum versorgt werden können und wie Herausforderungen begegnet werden kann.

Standards

Die Standards der Stromversorgung wirken zwar langweilig, sind aber oft die beste Wahl.

  • Wandsteckdosen: Wandsteckdosen eignen sich überall dort, wo Lernorte an Wänden ausgerichtet sind, z.B. bei Lernecken, Gruppenarbeitstischen oder Lernnischen
  • Wandleisten: Die Anzahl der an der Wand verfügbaren Stromdosen kann über Stromleisten ohne große bauliche Maßnahmen erreicht werden
  • Bodentanks: Bodentanks verstecken Stromanschlüsse. Sie sind jedoch auch oft schnell Stolperfallen. Daher sollte überlegt werden, ob Bodentanks frei zugänglich genutzt werden können oder nur als Versorgungsstellen für andere Lösungen genutzt werden, z.B. für Stromsäulen, für Mobiliar mit Stromanschlüssen oder für Lernboxen und -nischen.
  • Stromsäulen: Stromsäulen verteilen Strom an zentralen Orten im Raum, z.B. in der Mitte von Tischen.
  • Ladestationen: für Smartphones können auch abschließbare Ladestationen bereitgestellt werden

Perfekt versteckt: Stromzufuhr aus Möbeln

Bei solchen Tischen und Sofas sind die Stromkabel im Möbelstück integriert und somit gut versteckt. Es kann sinnvoll sein, die Möbelausstattung an einigen Stellen gerade so zu planen, dass die Stromversorgung versteckt wird. In einem größeren Lernraum können z.B. (maßgeschneiderte) Sitzblöcke mit dem Ziel eingebaut werden, Stromkabel zu verstecken. So ist es möglich, zusätzliche Lernplätze anzubieten und gleichzeitig notwendige Kabelverbindungen zu verstecken. Zur Not können temporär auch Matten über Stromkabel gelegt werden. Dies bietet sich insbesondere für kurze Strecken und wenige frequentierte Bereiche im Raum an (also keine Durchgänge).

  • Tischsteckdose: Mit Tischsteckdosen liefert man Strom dort, wo er oft gebraucht wird. Laptops können leicht und bequem mit Tischsteckdosen verbunden werden. Zu bevorzugen ist eine Stromversorgung, die möglichst unauffällig ist. Es gibt auch Lösungen, mit denen sich der Anschluss verstecken lässt, wenn er nicht gebraucht wird.
  • Sofasteckdose: Moderne Büromöbel sind mit Steckdosen ausgestattet und eignen sich damit auch hervorragend als Lernmöbel für eine digitale Lernumgebung.

Strom von oben

  • Verteiler-Steckdosen von der Decke können flexibel die Stromzufuhr abdecken. Allerdings wird das Raumbild dadurch nicht verbessert. Farbige Stromkabel oder Verteilerboxen bieten jedoch die Möglichkeit zur Gestaltung.
  • Verteiler-Rüssel bieten hohe Flexibilität und reduzieren die Stolpergefahr über Kabel. Sie wirken sehr technisch und sind somit eher für technisch ausgestattete Räume empfehlenswert.
  • Schienensysteme an der Decke helfen dabei, flexibel und ggf. temporär Strom an bestimmten Orten im Raum bereitzustellen.
  • Wenn eine Stromversorgung aus der Decke aus baulichen Gründen nicht möglich ist (z.B. sehr hohe Decken), dann kann Strom von oben geliefert werden, indem Gerüste im Industriestil (Stages) eingesetzt werden, um Kabel zu leiten und zu verstecken.

Stromversorgung draußen

Erste Hochschulen beginnen damit, ihren Studierenden auch auf dem Außengelände des Campus eine Stromversorgung anzubieten. Denn immer häufiger wird erkannt, dass das Lernen im Freien inspirierend, besonders effektiv und gesund ist. Hier sind dann jedoch besondere Schutzvorkehrungen zu treffen. Unerlaubt Fremdnutzung muss unterbunden werden, z.B. durch Zeitschaltuhren. Dabei spielt auch eine Rolle, wie frei zugänglich die Outdoor-Lernplätze sind. Die Steckdosen müssen zudem gut vor Wetter- und Witterungsbedingungen geschützt werden.

Text: Guido Münster